Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel bezieht deutlich Stellung für die OGS:
„Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“ Diese Worte des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy bringen es auf den Punkt. Unter fehlender Bildung leidet nicht nur der Mensch selbst. Auch eine Gesellschaft trägt schwer an den Konsequenzen und Folgekosten unzureichender Bildung.
Immer wichtiger in der Bildungskette junger Menschen ist die im Jahr 2003 eingeführte Offene Ganztagsschule. Sie ist weder als reine Übermittagsbetreuung gedacht, noch als Fortsetzung des Unterrichts am Nachmittag. Für uns als Caritas ist sie ein ganzheitliches Begleiten junger Menschen in einer Lebensphase, in der sie besonders intensiv nach Orientierung suchen.
Allein im Erzbistum Köln legen mehr als 250 Grundschulen mit Angeboten Offener Ganztagsbildung in katholischer Trägerschaft ein deutliches Zeugnis dieses Engagements ab. Durch den voranschreitenden Ausbau der Ganztagsangebote verbringen Kinder mittlerweile einen Großteil ihres Tages in der Schule. Schule entwickelt sich zunehmend zur zentralen, die Kinder prägenden Lernwelt.
Hier machen sie abseits ihrer Rolle als Schülerinnen und Schüler Selbst- und Gemeinschaftserfahrungen, die sie für das Miteinander in der Gesellschaft stärken. Der Offene Ganztag dient nicht nur der reinen Betreuung. Er ist ein Ort des Lebens und des Lernens, somit ein Ort der ganzheitlichen Bildung. Dafür braucht es eine pädagogische Kultur, die die Kinder in ihren Lebensfragen nicht allein lässt – und die gibt es nicht zu Dumping-Preisen.
Die Qualität der Ganztagsschulen hängt aktuell maßgeblich von den freiwilligen Leistungen der einzelnen Städte und Kommunen ab. Große regionale Ungleichheiten mit Blick auf die Finanzierung, Standards und Strukturen sind die Folge. Das lässt sich auch durch die pauschale Erhöhung der kommunalen Pflichtanteile nicht ausgleichen. Das Land NRW ist gefordert, eine angemessene Finanzierungsgrundlage für Ganztagsschulen zu gewährleisten – unabhängig vom Finanzstatus der Kommunen und Städte. Nur so ist auch die Qualität landesweit vergleichbar, sodass alle Kinder eine ähnliche Förderung erhalten.
Eine ausreichende Grundfinanzierung ist jedoch nur die Basis. Für eine gute Offene Ganztagsschule ist es wichtig, dass die Ausstattung sach- und kindgemäß ist und dass die Räumlichkeiten an die Bedürfnisse der Offenen Ganztagsschule angepasst sind. Es bedarf dringend eines verbindlichen Raumkonzeptes, das alle in der Schule zur Verfügung stehenden Räume einbezieht und die Barrierefreiheit im Blick hat.
Aktuell baut die OGS kräftig am deutschen Armutszeugnis mit, wonach der Bildungserfolg der Kinder an ihre soziale Herkunft gekoppelt ist. Die Abschaffung der Elternbeiträge sollte also kein Tabu mehr sein; denn die Beiträge erweisen sich für immer mehr Kinder als Hürde auf dem Weg zur Chancengleichheit.
Nur wer angemessen zahlt – beispielsweise innerhalb der kirchlichen Tarifstruktur – bekommt auch qualifiziertes pädagogisches Personal. In der Offenen Ganztagsschule sollten multiprofessionelle Teams von Schule und Jugendhilfe auf Augenhöhe zusammenarbeiten; mit Lehrkräften und ausgebildeten pädagogischen Fachkräften.