Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Arbeitslose – diese Gruppen sind in Deutschland armutsgefährdet. Ihnen fehlt es zwar meist nicht an Nahrung, Kleidung und einem Dach über dem Kopf – aber sie sind trotzdem arm, weil das Geld hinten und vorne nicht reicht, weder für einen Kinobesuch, noch für eine neue Waschmaschine. Die Menschen fühlen sich ausgeschlossen.
Nach der Definition der Europäischen Union für „relative Armut" gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent des landesüblichen Durchschnittsverdienstes zur Verfügung hat. Nach den Berechnungen des 5. Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung lag die Armutsrisikogrenze 2011 bei 848 Euro für einen 1-Personen-Haushalt. (Datenbasis: Mikrozensus). Dies betrifft ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung.
Etwa jedes vierte Kind in Nordrhein-Westfalen ist arm (Sozialbericht des Landes NRW 2012) und damit ausgeschlossen von den materiellen, kulturellen und sozialen Mitteln, die in der Gesellschaft, in der es lebt, als Minimum verstanden werden.
„Absolute Armut", das heißt, dass die Betroffenen nicht einmal über das Mindestmaß an Nahrung, Kleidung, Obdach und gesundheitlicher Betreuung verfügen und ihnen durch Hunger, Kälte oder Krankheiten, die eigentlich heilbar wären, der Tod droht. Dies trifft in Deutschland aufgrund der sozialen Transferleistungen wie Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsunfähigkeit, Grundsicherung für Arbeitssuchende und Sozialhilfe, nur auf wenige Menschen zu.
Die Kirchen gehen über die materielle Deutung von Armut hinaus und beziehen auch chronische Erkrankungen, psychische Probleme und soziale Ausgrenzung als Folgen wirtschaftlicher Armut in ihre Definition von „Armut" mit ein.