Stromspar-Check

Stromspar-Check

In Deutschland leben 12,8 Millionen Menschen in Armut, das sind knapp 16 Prozent der Bevölkerung. 2,8 Millionen von ihnen wohnen in Nordrhein-Westfalen. Viele haben hohe Schulden, die sie einschnüren und aus denen sie sich ohne Hilfe nicht befreien können.

Hier setzt die aufsuchende Energieberatung des Caritas-Stromspar-Checks an. Die Grundidee: Langzeitarbeitslose werden als Stromsparhelferinnen und -helfer qualifiziert. Sie gehen in Haushalte, deren Situation und Probleme sie zumeist aus eigener Erfahrung kennen, beraten also „auf Augenhöhe". Sie messen sie alle elektrischen Geräte im Haushalt durch, überprüfen die Strom- und Wasserabrechnungen und notieren die Grund- und Verbrauchsdaten. Zusammen mit einer Analyse des Nutzungsverhaltens werden daraus individuelle Auswertungen erstellt und Einsparpotenziale berechnet. Beim zweiten Besuch erhält der Haushalt kostenlos die jeweils sinnvollen Energie- und Wassersparartikel sowie eine Beratung zu weiteren Einsparmöglichkeiten durch Verhaltensveränderungen etwa beim Heizen und Lüften, Kühlen oder Waschen.

Was ehemalige Stromsparhelferinnen und -helfer können – und werden können, beschreibt die Broschüre „Wege in Arbeit“. Denn der Stromspar-Check verbindet effektive Sozialpolitik mit nachhaltigem Klimaschutz und sinnvoller Beschäftigungsförderung in einem Arbeitsfeld der Zukunft.

Nicola Buskotte, Sprecherin des Stromspar-Checks im Interview

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Die Energiepreise sind zurzeit auf einem Rekordniveau. Sind Strom und Gas aktuell für Menschen mit geringem Einkommen oder die Sozialleistungen beziehen noch bezahlbar?

Menschen mit wenig Geld mussten bereits in den letzten Jahren zehn Prozent ihres geringen Budgets für Energie ausgeben. Wirtschaftsforscher haben festgestellt, dass mittlerweile jede und jeder Vierte mehr als zehn Prozent des verfügbaren Einkommens für Strom und Gas ausgibt.

 

Wie versucht der Stromspar-Check den Betroffenen konkret zu helfen? Wie viele Stromspar-Checker gibt es gerade im Erzbistum Köln?

Im Erzbistum Köln gibt es neun Stromspar-Check-Büros, in denen zurzeit rund 40 Stromsparberaterinnen und Stromsparberater arbeiten. Sie beraten Menschen mit geringem Einkommen zu allen Verbräuchen rund um Strom, Wasser und Wärme. Dabei bauen sie u.a. LEDs, Steckdosenleisten, Sparduschköpfe oder Zugluftstopper ein und zeigen den Haushalten, wie man mit diesen Soforthilfen und kleinen Verhaltensveränderungen bis zu 200 Euro pro Jahr einsparen kann. 

 

Wie groß sind da die finanziellen Herausforderungen und Belastungen, die mit der nächsten Neben- oder Heizkostenabrechnung auf Menschen mit geringem Einkommen zukommen können?

Menschen, die Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe beziehen, sind „nur“ von Strompreiserhöhungen betroffen, da ihre Miete und Heizkosten von der öffentlichen Hand getragen werden. Die immens steigenden Gaspreise treffen vor allem Menschen, die Wohngeld bekommen, die Alleinerziehende, die in Teilzeit im Supermarkt arbeitet oder die Rentnerin, die aus Scham niemals zu Sozialamt gehen würden.

 

Was fordern Sie als Sprecherin des Stromspar-Checks?

Der Stromspar-Check könnte mehr: In mehr Städten und Kreisen Beratungen anbieten, denn die Nachfrage in vielen Kommunen steigt. Die Stromspar-Teams könnten zudem mehr Menschen erreichen, die bisher noch nicht zu unserer Zielgruppe gehören wie beispielsweise Studierende im BAFöG-Bezug oder Familien, deren Einkommen knapp oberhalb der sogenannten Pfändungsfreigrenze liegt. Dafür brauchen wir mehr Fördermittel vom Bund, den Kommunen, aber auch von Energieversorgern oder Wohnungsbaugesellschaften und den Akteuren, die helfen wollen, Energiearmut zu vermeiden. 

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