Nähe trotz Abstand
Die Leiterin der Sozialpsychiatrie betont, wie wichtig der persönliche Kontakt ist. „Es ist unbedingt von Nöten, dass die Vor-Ort-Angebote im CaTz aufrechterhalten werden“. Das bedeutet zum Beispiel: eine tägliche Aufklärung über Schutz- und Hygienemaßnahmen, Ideen zur Gestaltung der Freizeit und Unterstützung bei der emotionalen Bewältigung von Sorgen und Alltagsfragen.
Neben der Funktion als sozialer Treffpunkt ist das regelmäßige Essen ein wichtiges Ritual im CaTz. Das gibt es momentan zwar nur „to go“ auf dem Hof, aber für Anna Maria H. und viele andere ist das CaTz der Rettungsanker. „Ich wohne im betreuten Wohnen, und meine Depression macht es mir manchmal schwer, vor die Tür zu gehen. Das Angebot im CaTz hilft mir, die Woche zu strukturieren und auch regelmäßig warm zu essen.“
Andere Angebote des Sozialpsychiatrischen Zentrums werden regelmäßig online oder am Telefon durchgeführt. „Gerade jetzt ist es wichtig, den Kontakt zu den Menschen aufrecht zu halten und genau zu erspüren, wie gerade die Befindlichkeit ist“, sagt Edith Gonnermann, zuständig für die psychosoziale Begleitung. „Wir kontakten auf allen Kanälen, damit wir niemanden verlieren“, so Gonnermann.
Hoffnung auf bessere Zeiten
Tatsächlich sind die ersten Wochen der Corona-Krise für das CaTz, die Besucherinnen und Besucher und das Mitarbeiter-Team gut gelaufen. Aber Anita Schönenberg hat Sorge, dass die Zahl der Menschen mit psychischen Problemen zunehmen könnte.
„Wir sind ja wahrscheinlich erst am Anfang der Krise. Bei Menschen, die sowieso schon psychisch beeinträchtigt sind, könnten sich durch die Isolationserfahrung die Ängste weiter verschlimmern. Viele Menschen leiden unter sehr realen Existenzängsten. Sie sind verunsichert, ob vielleicht ihr Arbeitsplatz wegfällt, sie leiden unter Einsamkeit und mangelnder Bestätigung und Zuwendung. Ich halte es für möglich, dass es da in naher Zukunft einen größeren Bedarf an Betreuung geben wird, weil die Zahl der Menschen mit Depressionen zunimmt. Umso wichtiger ist es, dass wir hier für die Menschen ansprechbar sind."
Seit Juni ist es im CaTz zumindest wieder möglich, das Mittagessen vor Ort mit anderen einzunehmen - wenn auch nur im Garten mit viel Abstand. Das tut allen sehr gut. Und vielleicht kann man irgendwann ja auch wieder an frischer Luft ein bisschen zusammen singen. Das wäre schön.
Mechthild Greten