April
Die Frau liegt im Fokus unserer Arbeit. Sie ist Teilnehmerin, Mutter, Ehefrau, Freundin, Nachbarin und vieles mehr. Jede Woche gehen wir in den Austausch mit ihnen und reden über verschiedene Themen. Manchmal sprechen sie von ihren Gefühlen, erzählen wie sie mit ihrer Angst, der Wut oder Enttäuschung umgehen. Und manchmal hören wir ihnen zu, wenn sie von ihren Träumen und Zielen in Deutschland reden. Einige leben schon ganz lange in Deutschland, andere sind neu angekommen. Und viele streben nach einem Ankommen auch in der Arbeitswelt. Jede Frau so individuell in ihrer Lebensweise, ihrem Glauben, ihrer Kultur und ihrem Da sein.
Mit dem Lebensbaum haben wir die Geschichten dieser Frauen gesammelt und künstlerisch dargestellt. Eine Frau, die in ihrem Herzen alle Geschichten gebündelt hat. Das Herz als Kraft der Energie, aber auch der Vernetzung und Erinnerung.
Sie, die Frau, weiß, ohne jegliche Absicht, eine bestimmte Frau zu repräsentieren. Frei von Vorurteilen und Klischees, frei wie ein Baum, mit all ihrer Kraft und Präsenz. Im Hintergrund des Baumes entdecken wir die Kunstwerke der Frauen. Jedes Kunstwerk so vielfältig in ihrer Umsetzung und mit ihren Hintergründen. Die Frauen, die auch Teil Sein möchten, mit ihren Geschichten, Erfahrungen und Erwartungen. Teil Sein, am gesellschaftlichen Leben. Teil Sein in der Schule, in der Nachbarschaft, in der Entwicklung, in der Geschichte, in Deutschland…
Der Baum, als Frau, strahlt mit ihrer Wurzel, dem Stamm, den Ästen und den Früchten. Diese einzelnen Elemente kommen auch zu Wort. In ihnen verankern sich die Antworten der 50 Frauen, die interviewt wurden. Ihre Antworten auf die Fragen stellen eine aktuelle Situation dar, in der sich diese Frauen befinden.
Die Wurzel sucht Antworten auf die Frage: Was ist das Wichtigste in deinem Leben? Der Stamm fragt nach Ressourcen: Wo bekommst du Unterstützung? Die Äste verkörpern die aktuelle Situation ihrer Arbeitssuche: Was machst du gerade für den Berufseinstieg? Und die Früchte erzählen von ihren Kraftquellen: Was motiviert dich? Was sind deine Stärken?
Ein Bild entsteht am Ende. Wir „begegnen“ diesen Frauen. Wir nehmen sie wahr. Wir hören sie, wir sehen sie, sie werden sichtbar. Und sie entwickeln sich weiter, der Baum wächst weiter…
Die verlorene Frau
„Durch den Krieg habe ich meine Heimat verloren. Ich habe meine Arbeit verloren. Ich bin geflüchtet. Auf der Flucht habe ich mein Hab und Gut verloren. In Deutschland angekommen habe ich bemerkt, wie viel ich verloren habe. Und am Ende habe ich mich selbst verloren.“ Daher hat sie eine Frau gezeichnet, die „verstreut“ war. Die Augen in einer Ecke, die Haare in der anderen. Schuhe, die verloren rumliegen und die Frau in ihrem Da sein „auseinander“ genommen.
Ich vermisse meine Heimat
„Ein schönes Haus hatten wir. Einen Brunnen davor. Und hinter dem Haus ein Teich. Da schwammen Enten. Jeden Tag strahlte die Sonne. Ganz viele Blumen und Bäume, die meine Freude und mein Glück repräsentieren.“
Gibt es noch einen Hafen?
„In meiner Heimat spielte ich mit Spielzeug- Segelschiffen. Es war so schön, in die Weite zu gucken, das Meer und die Sonne zu genießen. Diese Schiffe habe ich versucht darzustellen. Sie haben sich auf den Weg gemacht, wieder zurück in die Heimat zu schwimmen. Aber ich weiß es nicht, ob sie je ankommen werden. Ich weiß es nicht, ob es einen Hafen geben wird, wo sie dann ankommen können.“
Momente der Ruhe
„Ich brauche meine Ruhe und Entspannung. Das ist wichtig für mich. Das sind die Momente in denen ich meine Ruhe finden kann: ein Spaziergang, meine Tochter, das Gebet und die Ästhetik.“
Der innere Frieden
„Ich wünsche mir, das jedes Land in Frieden lebt. So werden wir alle glücklich sein. Und in Deutschland habe ich meinen inneren Frieden gefunden“
So vielfältig wie die Blumen
„Ich liebe Blumen. Sie sind so unterschiedlich. Jede Blume hat ihre eigene Farbe, Form und Geruch. Manche Blumen blühen früh, manche später. Manche Blumen im Sommer, manche zu einer anderen Zeit. Genauso sind wir Frauen.“
Starke Frauen
Eine Welt der starken Frauen und Müttern wird dargestellt, die die Welt mit „links“ meistern. Mit Herz und Verstand sorgen sie für die Familie und finden trotzdem Zeit für sich, ihren Beruf oder ihr schönes Hobby.
Haus: ein Schutzort
„Ich male ein Haus, was mir Schutz bietet. Mit meinem Bild erzähle ich von der Liebe, von dem Wunsch nach Gerechtigkeit, von Zeit und Bildung. Ich male von meinem Glauben und von einem Leben in Frieden.“
Liebe auf der Welt
„Wenn sich alle Menschen und Länder selbst erleben können, ohne sich zu diskriminieren, mit Achtung auf die Gleichberechtigung, dann entsteht eine Welt der Liebe auf der ganzen Welt.“
Sicherheit
„Ich hatte ein gutes Leben in meiner Heimat, bis der Krieg ausbrach. Ich flüchtete über Ägypten bis nach Deutschland. So hatte ich wieder ein Leben in Sicherheit. Ich kann meine Zukunft so gestalten, dass ich wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stehen kann.“
Mit einem Lächeln
Bei dieser Umsetzung umarmt und trägt die die Frau die ganze Welt mit ihren Armen. Mit ihrem Lachen erzeugt sie auch ganz viele Gesichter mit einem Lächeln. „Durch die Demokratie können wir friedliche Lösungen für alle Probleme in der Welt finden.“
Vielfalt
Eine Darstellung vieler Frauen. Sie alle präsentieren ihre Individualität und Vielfalt. „Jede Frau so verschieden und anders. Doch haben sie eins gemeinsam: Frau sein… Wir teilen die Schmerzen bei der Geburt, wir kämpfen für mehr Chancengleichheit und Anerkennung, wir suchen alle nach Liebe,… Wir sind alle Frauen, alle Menschen…“
Einige Interpretationen des Kunstwerkes aus den Reflexionsrunden
(nach der Fertigstellung des Kunstwerkes)
Im Rahmen des Projektes wurden Interviews geführt. 2 Frauen, die selbst Teilnehmerinnen sind, haben diese Aufgabe übernommen. Sie haben 50 Frauen interviewt. Die befragten Frauen hatten alle verschiedenen Backgrounds. Danach wurden einige Interviews übersetzt, und von unseren Praktikantinnen korrigiert. Schließlich bearbeitete ein Teilnehmer, der selbst Fluchthintergrund hat, diese Interviews zu einer Statistik. Den Prozess bis zur Entwicklung des Kunstwerkes und der Statistik haben wir mit Bildern dokumentiert.
Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Bergisch Land
Gemeinwesenarbeit
Zehra Akinci
Heinrich-Böll-Str. 240
42277 Wuppertal
Telefon: (0202) 64 26 63
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